Soziokratie im Effinger

Soziokratie

Im Effinger werden täglich viele Entscheidungen gefällt. Der Grossteil wird schlank und ohne grosse Formalitäten im Beratungsprozess entschieden (siehe Organisation) und möglichst transparent kommuniziert.

Entscheidungen, bei denen ein grösserer Teil der Community involviert werden muss, fällen wir in den monatlichen Community-Treffen (siehe Events). In diesen Treffen entscheiden wir nach soziokratischem Konsent. Hier beschreiben wir den Ablauf von soziokratischen Entscheidungen und soziokratischen Wahlen.

Soziokratische Entscheidungen

Dies ist der Ablauf von soziokratischen Entscheidungen (Konsent). Für jeden Vorschlag werden folgende Schritte durchlaufen.

1. Vorschlag präsentieren

  • Der Vorschlagende beschreibt seinen Vorschlag und das Problem, das durch den Vorschlag gelöst werden soll.

2. Klärungsfragen

  • Jeder kann Verständnisfragen stellen, um Informationen zu erhalten oder den Vorschlag besser zu verstehen.
  • Zu diesem Zeitpunkt sollte es noch keine Reaktionen auf den Vorschlag geben. Der Moderator unterbricht jede Frage, die eine verborgene Reaktion auf den Vorschlag enthält.

3. Reaktionsrunde

  • Jeder Beteiligte erhält den Raum, auf den Vorschlag zu reagieren.
  • Es sollten zu diesem Zeitpunkt keine Diskussion entstehen.

4. Verbessern/Ergänzen

  • Der Vorschlagende kann die Absicht seines Vorschlags weiter erklären oder den Vorschlag basierend auf den Reaktionen verändern.

5. Einwandrunde

  • Der Moderator fragt: “Seht ihr irgendeinen Grund, warum die Annahme dieses Vorschlags Schaden anrichten oder uns zurückwerfen könnte?”
  • Einwände werden ohne Diskussion benannt und begründet.
  • Wenn keine Einwände im Raum sind, haben wir Konsent und der Vorschlag wird angenommen.

6. (Integration)

Wenn ein Einwand formuliert wurde, hat der Moderator zwei Möglichkeiten: Je nach Traktandum oder Zeitverhältnisse, wird der Vorschlag ausserhalb des Treffens weiter diskutiert oder der Moderator leitet an dieser Stelle eine offene Diskussion ein.

  • Bei einer offenen Diskussion geht es darum, einen veränderten Vorschlag zu finden, der den Einwand ausräumt, aber gleichzeitig das Anliegen des Vorschlagenden berücksichtigt.
  • Werden mehrere Einwände formuliert, werden sie nacheinander in dieser Weise angesprochen, bis sie alle berücksichtigt wurden.

Soziokratische Wahlen

Soziokratische Wahlen können verwendet werden, wenn die Community eine Rolle identifiziert hat und dazu die beste Person gefunden werden soll. Es werden weder Freiwillige gesucht, noch wird eine Rolle einer Person zugewiesen. Die Weisheit der Gruppe wird genutzt, um nach der Person zu suchen, die am besten für eine Rolle geeignet ist.

Ein Moderator führt durch die folgenden Schritte:

1. Rollenbeschreibung präsentieren

  • Der Moderator präsentiert die Rollenbeschreibung. Wichtig ist, dass die Rolle ein Ablaufdatum hat.

2. Personen nominieren

  • Alle in der Gruppe schreiben die Person, welche sie sich für die Rolle wünschen, auf einen Zettel und gibt sie dem Moderator. Klein in der Ecke wird notiert, von wem die Nomination stammt.

3. Gründe für die Nomination

  • Der Moderator fragt: “Was sind die Gründe, warum du diese Person nominiert hast?” Diskussionen werden vermieden.

4. Informationen sammeln

  • Der Moderator fragt: “Gibt es sonst irgendwas, was du gerne mit der Gruppe teilen möchtest?”
  • Diskussionen werden vermieden.

5. Nominationen ändern

  • Moderator: “Möchtest du deine Nomination ändern? Falls ja, teile uns mit weshalb.”
  • Bei Änderungen wird ein neuer Zettel ausgefüllt.

6. Moderator nominiert eine Person

  • Der Moderator fasst die Argumente zusammen und schlägt den Kandidaten, für den die stärksten Argumente sprechen, vor. Es gibt keine Diskussion an dieser Stelle.

7. Einwandsrunde

  • Moderator: “Hast du einen Einwand, um …. für diese Rolle zu wählen?”
  • Antworten nur mit “Ja” oder “Nein” - noch keine Begründung. Die nominierte Person selber kann auch einen Einwand vorbringen, falls sie die Rolle nicht übernehmen möchte.

8. Einwände auflösen

  • Falls Einwände vorgebracht wurden, wird nach dem Grund gefragt. Alle werden angehört, ohne zu diskutieren. Der Moderator kann nun verschieden reagieren. Meist reicht es, wenn man eine kleine Änderung macht der Rollenbeschreibung (z.B. eine kürzere Zeitdauer). Der Moderator kann aber zum Beispiel auch eine Diskussion öffnen zum Finden des Problems oder der Lösung oder er nominiert jemand anderes.

9. Feiern!

  • Wenn ein Rollenträger im Konsent gefunden wurde, wird gefeiert.

Hinweis: Die soziokratische Wahl verwenden wir selten im Effinger, da die Rollen meistens gleich von der Person übernommen werden, die die Idee dafür aufgebracht hat oder die Circles (unsere Gruppen mit ähnlichen Rollen) verteilen die Rollen unter sich nach eigenen Mechanismen. Wie so vieles bei uns, kann sich das aber auch wieder weiterentwickeln.